Das YEA(H)RBOOK 2015 vom Center for Digital Business der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich ist da. Das Buch gibt es nicht nur digital, sondern auch analog als Taschenbuch.
Doch was ist das YEA(H)RBOOK 2015?
Die Herausforderung der digitalen Transformation erschüttert unsere Gesellschaft und unsere Arbeitswelten in ihrem tiefsten Kern. Digitales Know-how und digitales Talent wurden zu den Rohstoffen von morgen. Um ein nationales Kompetenzzentrum für dieses neue digitale Wissen zu schaffen, gründete die HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich im September 2014 unter der Leitung von Manuel P. Nappo das Center for Digital Business. Das Yea(h)rbook 2015 nimmt dich mit auf eine Reise durch das erste Jahr des Center for Digital Business und bietet mit Experten-Kommentaren, Blogbeiträgen oder Erlebnisberichten aus dem Unterricht Einblicke ins Studium der digitalen Welt – von Airbnb via Facebook und Digital Leadership bis hin zu Wearables.
Ich selbst bin stolz, Bestandteil dieses Buches zu sein. Ich durfte Peter Sennhauser das nachfolgende Interview geben.
Frau Lucena, wann haben Sie Ihr erstes Mobiltelefon angeschafft?
(Grübelt) … Das war 1997 oder 1998.
Wissen Sie auch noch, warum?
Ich habe mich örtlich verändert: Ich hatte gerade mein Arbeitsleben mobiler gestaltet und wollte aus verschiedenen Aktivitäten in Beruf und Privatleben heraus erreichbar sein. Ausserdem und ganz grundsätzlich: Ich war und bin ganz einfach fasziniert von diesen Geräten und den Möglichkeiten der Digitalisierung.
Schalten Sie es heute gelegentlich aus?
Selten. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die das Bedürfnis haben, offline zu sein.
Aber der bewusste Umgang mit Kommunikation und Information wird zusehends wichtiger – in Ihrer Arbeit kommen Sie zum Schluss, dass Wissensmanagement ein Erfolgsfaktor in der digitalen Wirtschaft ist.
Das ist richtig. Und die Herausforderung besteht darin, die Führungsetage von diesen Notwendigkeiten zu überzeugen. Leider ist die positive Wirkung kaum oder schwer mit Fakten belegbar.
Das ist eine generelle Problematik im Knowledge Management.
Aber in diesem Bereich ganz besonders, zumal Wissen die Verarbeitung von Informationen durch Menschen ist. Die Informationen selber sind ja noch leicht zu managen: Man baut dafür ein News Portal, ein Intranet etc. Aber bei der Anwendung von Wissen stellen sich Fragen wie die, ob die erhaltenen Informationen für das Individuum nützlich waren, ob dessen gesetzten Ziele erreicht werden konnten und ob eine Weiterentwicklung stattfand. In unserem Unternehmen manifestiert sich der Erfolg im Umgang mit Wissen letztlich in jedem einzelnen Kundenkontakt. Wenn ein Kunde nicht zufrieden ist, konnten wir auch nicht punkten – aber es ist immens schwierig zu sagen, an was es genau gelegen hat.
Weil der Kunde schon kaum selber weiss, was genau sein Erlebnis getrübt hat?
Genau. Der Kunde hat ein nicht immer klar formulierbares Bedürfnis, und wir müssen herausfinden, ob wir das erfüllen können und wie. Am Ende entscheidet sich die Frage aber an einer Fülle von Elementen.
Hat sich durch die Digitalisierung an dieser Aufgabe etwas geändert oder gibt es nur neue Methoden und Instrumente, die an sie heranzutreten?
Es handelt sich um einen grundsätzlichen Wandel, welcher aktuell stattfindet. Er zeichnet sich durch zwei Seiten aus: Zum einen wird durch die digitalen Technologien der Umgang mit Wissen und Informationen für die Nutzer einfacher. Auf der anderen Seite schaffen diese Möglichkeiten eine steigende Flut an zu verarbeitenden Inputs und Daten. Und zur Bewältigung dieser Flut auf all den neuen Kanälen entwickelt sich dann eine immer stärkere Personalisierung und Individualisierung.
Die Filterbubble…
Richtig – sie bringt neue Herausforderungen mit sich. Wie etwa transportieren Sie Wissen zu einem Individuum, das sich dafür explizit nicht interessiert, das Sie aber dennoch erreichen wollen?
Oder aber die Umkehrung: Wie bleiben Sie auf Augenhöhe mit Ihrer Kundschaft? Die Informationsflut und die Transparenz ist inzwischen so gross, dass die Unternehmen ihren Kunden bei der Wissensbeschaffung zum Teil hinterher hinken.
Was heisst das für Unternehmen?
In einem ISO-zertifizierten Unternehmen wie der Swisscom sind die Leute prozessorientierte Strukturen gewohnt, es gibt eindeutige Abläufe und messbare Standards – die Technologie im Wissens- oder Infomanagement bricht aber mit diesen Strukturen. Sie erlaubt schnellere und individuellere Wege. Ein Unternehmer, der seine Mitarbeiter ermächtigen will, ist plötzlich mit Variablen konfrontiert…
… diese Ermächtigung, das «Empowerment» der Mitarbeiter, ist aber just ein Lösungsansatz, der einen Abbau an Kontrolle bedingt – Wie verkauft man sowas in der Führungsetage?
Nur sehr schwer. In der Telekommunikationsbranche ist es wohl etwas einfacher, denn wir sind dermassen technologiegetrieben, dass man gar nicht mehr um eine Ermächtigung der Mitarbeiter herum kommt. Agilität – eine grundsätzliche Beweglichkeit – und Veränderungsbereitschaft sind in der digitalen Gesellschaft das Lebenselixier.
Und dennoch fürchten die Menschen der älteren Generation die Digitalisierung als Gleichschaltung.
Das liegt vielleicht daran, dass sie noch nicht abgeschlossen ist und das «Buch des Lebens» jeden Tag weitergeschrieben wird. Morgen ist vielleicht wieder alles anders, und durch die vielfältigen Möglichkeiten kann jeder Mensch selber plötzlich Dinge verändern. Er hat mehr Möglichkeiten, muss aber auch Verantwortung für seine Handlungen übernehmen. Das weckt sicher auch Ängste.
In all dieser Bewegung sehnen wir uns doch aber auch nach Konstanz. Was ist für Sie etwa Heimat?
Interessante Frage. Zumal, weil ich schon in jungen Jahren mit meiner Familie in der Schweiz ein Haus gebaut und gedacht habe, das sei jetzt mein «Daheim». Heute muss ich sagen: Heimat kann überall sein, wo ich mich verwirklichen und ich selber sein kann.
Eine Folge der Digitalisierung?
Es ist eine ihrer Auswirkungen. Sie ist der Treiber all dieser Möglichkeiten, welche die Heimat aus der Ortsgebundenheit gelöst haben.
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